Brandenburg verpflichtet den Erfolgstrainer Heiko Salzwedel

  • Die LKT-Teamleitung von rechts: Paul Voß (Sportlicher Leiter), Heiko Salzwedel (Trainer) und Steffen Blochwitz (Teammanager) (Bildrechte: Mario Stiehl)

Heiko Salzwedel, einer der besten Trainer der Welt im Bahnausdauerbereich, wird in Zukunft die Verfolgerelite des Landes Brandenburg trainieren. „Das ist nicht nur ein Coup für uns sondern auch für den gesamten Radsport in Deutschland.“ So der Teammanager des LKT-Team-Brandenburg, Steffen Blochwitz. Und es ist endlich einmal ein Zeichen gegen den Trend, dass gute Trainer sich eher abwenden von Deutschlands Sportstrukturen. Allerdings halfen auch ein paar glückliche Umstände. Zum einen gab es mit der Auflösung des Arbeitsvertrages zwischen British Cycling und Heiko Salzwedel die Möglichkeit einer Ansprache (die allerdings sehr viele Verbände und Nationen genutzt haben), zum anderen schaffte es die Sportpolitik in Brandenburg innerhalb kürzester Zeit Heiko Salzwedel ein Angebot zu unterbreiten. Und wer die Mühlen kennt, der weiß um die großen Anstrengungen und den Willen solch ein Ergebnis zu erzielen. Vielen Dank dafür!

„Ich glaube aber auch, dass es die Geschichte ist, die von Heiko in Brandenburg geschrieben wurde und die Heiko zukünftig hier wieder weiter schreiben kann.“ so Blochwitz „Denn die Erfolgsgeschichte des Trainers Heiko Salzwedel begann in Brandenburg in Cottbus und der Kreis wird sich mit seinem Engagement für Brandenburg wieder schließen. Das hat ihn schon gereizt und damit habe ich ihn auch geködert!“

Ein Teil dieser Geschichte ist Steffen Blochwitz selbst. 1981 wurde der 14jährige Blochwitz auf die Sportschule in Cottbus delegiert und kam dort unter die Fittiche des jungen Trainers Heiko Salzwedel. Der Erfolg, den Heiko Salzwedel mit seinen Rennfahrern produzierte, war so groß, dass sie zusammen erstmals Strukturen aufbrachen bzw. verschoben. Zusammen stieg man von der Jugend in die Junioren auf. Was für die Renner altersbedingt folgerichtig war, war für Salzwedel eine Beförderung. Der Erfolg hielt an und nach einigen DDR-Meistertiteln durfte Steffen Blochwitz gemeinsam mit seinem Trainer Heiko Salzwedel an den Juniorenweltmeisterschaften in Stuttgart teilnehmen. Heiko führte den Vierer mit Thomas Liese, Michael Bock, Uwe Preißler und Steffen Blochwitz 1985 zum Juniorenweltmeistertitel. Dies war ein Erfolg, der für Salzwedel und Blochwitz direkt den nächsten Schritt auf der Karriereleiter bedeutete. Sie wechselten in die Männerklasse (Elite) und wurden dort Trainer bzw. Kadersportler der Nationalmannschaft. Mit nur 18 Jahren stand Blochwitz bei der Weltmeisterschaft im Finale der 4000m Mannschaftsverfolgung in Colorado Springs (USA). Gemeinsam mit Bernd Dittert, Roland Hennig und Dirk Meier kämpften sie um Gold gegen die Tschechoslowakei. (PS: Hennig und Meier kamen ebenso wie Blochwitz aus Cottbus, wo Salzwedel als Clubtrainer arbeitete). Und man gewann Gold! … allerdings nur für 18 Minuten!!! Danach wurde das Ergebnis vom Tschechoslowakischen Hauptschiedsrichter noch einmal gekippt und die DDR verlor mit 2 Tausendstel. Eine Silbermedaille bedeutete damals schon eine Niederlage. Dies spürten Salzwedel und Blochwitz besonders bei den Olympischen Spielen in Seoul (Südkorea) 1988. Dort standen sie im Finale mit den Russen, die als Favoriten in das Rennen gingen, nachdem sie bei den Weltmeisterschaften 1987 in Wien (Österreich) den DDR-Vierer geschlagen hatten. Der Kampf um Gold entwickelte sich wie erwartet bzw. befürchtet. Die Russen zogen Runde für Runde dem DDR-Vierer (Dirk Meier, Roland Hennig, Carsten Wolf und Steffen Blochwitz) davon und der Vorsprung war nach 3 Kilometern bis auf 2,5 Sekunden angewachsen. Doch der DDR-Vierer stemmte sich der Niederlage entgegen und kam mit einer extremen Energieleistung bis auf 0,5 Sekunden eine Runde vor Schluss heran. Doch dann passierte etwas Schlimmes (in den Augen der DDR-Offiziellen etwas nicht Akzeptables). Carsten Wolf verwechselte die Zielseite und spurtete eine halbe Runde zu früh. Steffen Blochwitz kam als erster des Vierers zeitgleich mit den Russen ins Ziel. Carsten Wolf, der den Fehler zu spät bemerkte, kam als Zeitbringer mit 0,7 Sekunden Rückstand ins Ziel.

Ein Jahr später gelang endlich das, wonach Heiko Salzwedel und seine Jungs 3 Jahre vergeblich gestrebt hatten – das oberste Treppchen. Bei den Weltmeisterschaften in Lyon (Frankreich) gewann der DDR-Vierer in der Besetzung Guido Fulst, Dirk Meier, Thomas Liese, Carsten Wolf und Steffen Blochwitz vor dem Olympiasieger Russland. Blochwitz wurde zudem Dritter der Einerverfolgung.

Doch im anschließenden Wendejahr hatten sowohl Salzwedel als auch Blochwitz mit schwerwiegenden Entwicklungen zu kämpfen. Blochwitz stürzte bei der Olympias Ronde in Holland schwer und brach sich zwei Halswirbel. Heiko Salzwedel war live dabei und zog gemeinsam mit dem Rennarzt Dion van Bommel den Nationalmannschaftsfahrer unter den Leitplanken hervor, auf die Blochwitz gestürzt war. Der Doktor erkannte die Schwere der Verletzung sofort und verhinderte Schlimmeres durch die richtigen Maßnahmen, die er einleitete. Während Blochwitz im Krankenhaus noch um die Rückkehr ins Leben kämpfte, musste Heiko Salzwedel Entscheidungen für seine persönliche Entwicklung treffen. Das wiedervereinigte Deutschland war den DDR-Trainern gegenüber nicht immer so aufgeschlossen, wie sie es verdient hatten. Doch die Tür zur Welt stand offen und die Welt wartete auf das Knowhow der DDR-Trainer. Heiko Salzwedel wanderte mit seiner Familie nach Australien aus und begann fortan junge australische Talente auf dem Weg zu Weltmeistertiteln zu unterstützen. Der gemeinsame Weg von Heiko Salzwedel und seinem Schützling Steffen Blochwitz ging noch in eine kleine Verlängerung. Blochwitz kam nach einem halben Jahr wieder zurück aufs Rad und Heiko Salzwedel lud ihn nach Australien ein, um das gute Wetter und die Wettkämpfe im australischen Sommer zu nutzen und das Comeback vorzubereiten.

Blochwitz errang danach noch ein paar beachtliche Erfolge auf der Straße, wie z.B. die Gesamtsiege der Sachsentour 1991, Südflandern-Tour 1993 und der Thüringen Rundfahrt 1995. Die Rückkehr in die Nationalmannschaft auf der Bahn blieb Steffen Blochwitz auf Grund von Differenzen mit dem damaligen Bundestrainer verwehrt. 1999 beendete Blochwitz seine Karriere und wechselte ins Management. 2004 übernahm Blochwitz die Aufgabe des Managers im U23-Team in Cottbus, das seit 2007 unter dem Namen LKT-Team-Brandenburg läuft. Während Blochwitz ohne Unterbrechung in Cottbus arbeitete, schlug Heiko Salzwedel einen sehr großen und sehr erfolgreichen Bogen rund um die Welt. Salzwedel arbeitete als Nationaltrainer für Australien, Dänemark, Russland, die Schweiz und in den letzten Jahren für die Briten, die er 2016 mit Weltrekord zu Olympiagold führte.

„Ich hatte Heiko in der Vergangenheit schon mehrmals auf eine Mitarbeit im LKT-Team-Brandenburg angesprochen.“  So Steffen Blochwitz „Aber Heiko war immer loyal gegenüber seinen Arbeitgebern und hat mein Ansinnen bis zum Oktober letzten Jahres nicht unterstützen können. Dann las ich die Pressemitteilung, dass sich British Cycling von Heiko getrennt hat. Ich war neugierig und rief Heiko an. Aus dem Anruf wurde ein Besuch bei ihm in Berlin über zwei Tage. Heiko tat es gut mit einem Freund über seine Situation zu sprechen und ich bekam die Möglichkeit das erste Pflänzchen für eine mögliche Zusammenarbeit zu setzen. Seit dem sind wir im Kontakt und damit wie schon einmal erwähnt in Konkurrenz mit den vielen anderen Bewerbern, die den Erfolgstrainer Salzwedel gern verpflichten wollten. Dass wir ihn gewinnen konnten, macht mich sehr glücklich und dafür bin ich sehr dankbar.“

Wie soll die Zukunft aussehen? Heiko Salzwedel wird als Trainer im LKT-Team-Brandenburg arbeiten und soll dort die Verfolger auf Weltniveau bringen. „Wir sehen uns als Nachwuchs- bzw. Ausbildungszentrum für die Verfolgerelite Deutschlands. Wir kümmern uns quasi um die zweite Reihe von heute und die erste Reihe von morgen, die vom Bundestrainer Sven Meyer in der Nationalmannschaft geführt wird. Je größer der Pool an guten Verfolgern wird, desto leichter wird auch die Arbeit des Bundestrainers. Ich denke, dass der Erfahrungsaustausch zwischen Sven Meyer und Heiko Salzwedel funktionieren wird. Beide haben bereits in Dänemark erfolgreich zusammen gearbeitet. Damals war Sven noch Heikos Assistenztrainer.“ so Blochwitz „Ganz wichtig – wir müssen uns auch um den deutschen Nachwuchs kümmern, an dem aus meiner Sicht in den letzten Jahren viel Raubbau begangen wurde und für den es aus meiner Sicht keine schlüssigen Zukunftskonzepte gibt. Ich möchte gern die Erfahrungen, die Heiko mitbringt,  nutzen und Strukturen schaffen, die planbaren Erfolg möglich machen. Ich glaube, dass wir in Brandenburg dafür ein Pilotprojekt starten können, da die Strukturen mit den Zentren in Frankfurt/O. und Cottbus sehr gut funktionieren und die Politik in Brandenburg, wie beim Arbeitsvertrag von Heiko,  bereit ist schnelle Entscheidungen für den Sport zu treffen. Meine Aufgabe wird es sein Partner zu finden, die an die Zukunft und den Erfolg glauben und den wirtschaftlichen Rahmen für das Projekt Olympiamedaille so groß wie möglich ziehen. Und ich denke, wir würden uns alle auch über eine Silbermedaille deutscher Verfolger freuen können! … auch wenn Heikos und mein Anspruch immer Gold war und ist!!!“

Heiko Salzwedel wird zum ersten Mal als Trainer für das LKT-Team-Brandenburg bei den Sixdays in Berlin in der kommenden Woche am Bahnrand stehen.

Heiko Salzwedel: „Ich habe mich sehr über das Angebot gefreut, weil es für mich eine Art „home coming“ nach vielen Jahren Arbeit im Ausland bedeutet. Der Kreis schließt sich und ich fühle mich schon wieder wie zu Hause. Die Strukturen am OSP-Brandenburg sind Weltklasse und funktionieren, auch Dank treuer Sponsoren wie LKT, die nur 15km von meinem Elternhaus ansässig sind.“