Carpathian Couriers Race (UCI 2.2)

  • Sprint auf der 3.Etappe. Bildquelle: Facebook / Karpacki Wyścig Kurierów

Fünf Tage und drei verschiedene Länder sind bei einer Rundfahrt etwas sehr Seltenes. Dass das Carpathian Couriers Race durch Ungarn, die Slowakei und Polen dazu noch der U23 Kategorie angehört, macht es durchaus zu einer Rarität im Rennkalender.  Den Auftakt der Rundfahrt bildete am vergangenen Freitag ein 3,8 Kilometer langer Prolog im ungarischen Veszprem, auf welchen dann eine Etappe in Ungarn, eine Etappe in der Slowakei, sowie zwei Etappen in Polen folgten. Für das LKT-Team gingen Jasper Frahm, Robert Kessler, Max Kanter, Leon Rohde und Carl Soballa durchaus mit Ambitionen, sowohl bei den verschiedenen Etappen, als auch auf eine vordere Platzierung im Gesamtklassement an den Start.

Auch wenn man vielleicht noch nicht zu 100% mit der eigenen Leistung zufrieden war, zeigte man bereits im Prolog mit einem 11. Platz für Robert Kessler und dem 15. Platz von Max Kanter, dass in den kommenden Tagen noch einiges möglich sein würde. Gerade einmal 6 und 8 Sekunden trennten die Beiden vom Tagessieger Hamish Schreurs (Klein Constantia).

Auf der zweiten, überwiegend flachen Etappe über 150 Kilometer, zeigte das gesamte Team eine super Performance. Über die gesamte Renndistanz zeigte man sich aufmerksam und war immer im Bilde. Auch die Sprintvorbereitung lief wie aus dem Bilderbuch. Als Max als erster in die letzte Kurve, wenige Meter vor der Ziellinie, einbog, sah alles nach dem Etappensieg und der damit verbundenen Gesamtführung aus. Dieser Traum zerplatzte jedoch, als Max durch einen Kontrahenten, der die Kurve falsch eingeschätzt hatte, zu Fall gebracht wurde. Die Enttäuschung  nach der Etappe war dementsprechend riesig groß. Nach einer so starken Leistung mit leeren Händen da zu stehen,  ist einfach besonders bitter. Zum Glück hatte Max sich beim Sturz keine größeren Verletzungen zugezogen und so war die Motivation, auf den nächsten Etappen die Leistung mit Ergebnissen zu beweisen, schon wenig später deutlich zu spüren. Neuer Gesamtführender war nun Stephan Bakker (Cyclingteam Jo Piels). Den Etappensieg sichere sich Alan Banaszek (CCC Sprandi Polkowice).

Deutlich schwerer war dann bereits das Profil der zweiten Etappe. Über 1500 Höhenmeter, verteilt auf vier Bergwertungen, galt es auf dem 130 Kilometer langen Teilabschnitt zu bewältigen. Aufgrund des hohen Tempos und unzähliger Attacken konnte sich während der gesamten Etappe keine Fluchtgruppe absetzen und so fand die entscheidende Selektion an der letzten Bergwertung 10 Kilometer vor dem Ziel statt. Von ihren Teamkollegen gut positioniert hatten Leon und Max keine Probleme in der ersten Gruppe von etwa 35 Mann die Bergwertung zu passieren. Im Spurt aus dieser Gruppe zeigten die beiden LKT-Fahrer eine herausragende Leistung und so belegte Leon den 2. und Max den 3. Rang. Doch auch dieses Ergebnis hatte einen bitteren Beigeschmack, da Max 300 Meter vor dem Ziel der vordere Reifen geplatzt war, was ihn wahrscheinlich den Etappensieg und wichtige Bonussekunden kostete. Das Gelbe Trikot wechselte erneut seinen Besitzer und ruhte nun auf den Schultern des Etappensiegers Michal Paluta (CCC Sprandi Polkowice).

Nicht weniger leicht war mit knapp 2000 Höhenmetern und unzähligen kürzeren Steigungen die 3. Etappe durch die polnischen Karpaten. Weder das Höhenprofil, noch mehrere Regenschauer konnten jedoch das LKT-Aufgebot  unterkriegen. Aufgrund der knappen Abstände im Gesamtklassement galt es nun, auch bei den Zwischensprints auf die Jagd nach Bonussekunden zu gehen. Leon Rohde sicherte sich bereits nach wenigen Kilometern zwei davon, bevor sich eine starke Ausreißergruppe  von sechs Mann bildete. Da Carl Soballa Teil dieser Gruppe war, konnten seine Teamkollegen wichtige Körner sparen, während das Team des Gesamtführenden viele Kräfte verschliss, um die Ausreißer wieder zu stellen. Das LKT-Team arbeitete im weiteren Etappenverlauf hart, um das Feld zusammen zu halten, besetzte zahlreiche Gruppen und beteiligte sich an der Nachführarbeit. Nach 150 Kilometern kam es also zum Sprint, in welchem sich Max leider knapp Hamish Schreurs  geschlagen geben musste. Durch seine erneute Podiumsplatzierung und die damit verbundenen Bonussekunden verbesserte er sich auf den vierten Rang der Gesamtwertung, Leon Rohde war nach der Etappe Neunter. Gerade einmal 13, beziehungsweise 25 Sekunden waren die beiden vor der letzten Etappe vom neuen Gesamtführenden Hamish Schreurs, der sich mit dem Etappensieg das Gelbe Trikot zurückgeholt hatte, entfernt. 

Die Ausgangslage vor der letzten Etappe, mit Ziel im polnischen Tarnow, versprach also ein spannendes Rennen, in welchem sich viele Teams noch eine Verbesserung in der Gesamtwertung ausrechneten. Die erste Sprintwertung  nach 16 Kilometern war dementsprechend hart umkämpft. Max konnte sich jedoch auch dank der guten Unterstützung seiner Teamkollegen zwei Sekunden sichern. Die zweite Sprintwertung machte dann eine Ausreißergruppe, in welcher Jasper Frahm die Farben des LKT-Teams vertrat, unter sich aus. Jasper gewann diese Sprintwertung souverän und schnappte der Konkurrenz somit einige Sekunden weg. Nach den Sprintwertungen war nun die Zeit der Bergfahrer gekommen. Vier Anstiege galt es auf der letzten Etappe noch einmal zu bewältigen, zwei davon mit extremen Steigungen um die 20%. Etwa 30 Fahrer stark war das Feld durch die Selektion an den Bergen noch, als es auf die letzten 25 flachen Kilometer in Richtung Ziel ging. In diesem befanden sich auch Leon und Max. Leider war das Glück auch heute nicht unbedingt auf der Seite des LKT-Teams. In vielversprechender Position für eine weitere Podiumsplatzierung für Max und Leon, wurde die erste Gruppe kurz vor dem Ziel fehlgeleitet. Auch wenn in der Gesamtwertung dadurch kein Zeitrückstand entstand, wurde der Sieg unter den Fahrern der zweiten Gruppe ausgemacht. Somit gewann überraschend Ken Levi Eikkeland (Team FixIT.no) die Etappe. Sowohl Leon, als auch Max hätten sich mit den Bonussekunden auf der Ziellinie noch im Gesamtklassement verbessern können. Max fehlte am Ende gerade einmal eine Sekunde auf Rang zwei. Mit 11 Sekunden Rückstand belegte Max nun Platz drei, Leon lag mit 25 Sekunden auf dem 8. Platz. Max sicherte sich so auch die Nachwuchswertung. Der Gesamtsieg blieb beim Nachwuchsteam des Worldtour Teams Etixx-Quick Step, in Person des neuseeländischen Meisters Hamish Schreurs, Rang zwei belegte Michal Paluta.

Mit drei Podiumsplatzierungen auf den verschiedenen Etappen, sowie dem dritten Gesamtrang lässt sich am Ende der Rundfahrt eine durchweg positive Bilanz ziehen. Sicherlich wäre mit etwas weniger Pech noch mehr möglich gewesen, das gesamte Team hat jedoch an allen Tagen eine starke Leistung gezeigt. Somit kann man mit breiter Brust den weiteren Wettkämpfen entgegensehen. Der sportliche Leiter Sebastian Deckert sprach ein großes Lob an seine Fahrer aus: ,,Was die Jungs diese Woche gezeigt haben, war große Klasse. Sie waren jeden Tag super konzentriert, sind immer als ein Team aufgetreten und haben einen großartigen Job gemacht. Dass Leon mit seinen wenigen Wettkämpfen bereits so stark gefahren ist, ist besonders hoch einzustufen. Jasper, Robert und Carl haben sich bedingungslos für das Team geopfert, das ist in diesem Ausmaß keineswegs selbstverständlich. Max hat ebenfalls meine Erwartungen übertroffen. Als einer der jüngsten Fahrer im Feld so zu überzeugen, das zeigt mal wieder seine große Klasse. Das Nachwuchstrikot hat er sich redlich verdient. ‘‘

Bei aller Freude darüber, dass Max sich auf der letzten Etappe noch auf das Podium verbessern konnte, gilt es jedoch an einen schrecklichen Unglücksfall zu denken. In der Nacht zum Dienstag erlitt Gijs Verdick, einer der Teamkollegen des derzeitigen Zweiten der Gesamtwertung Stephan Bakker (Cyclingteam Jo Piels), einen Herzinfarkt. Er konnte erfolgreich reanimiert werden und wurde ins Krankenhaus in Krakau gebracht. Sein gesundheitlicher Zustand ist nach Aussagen seines Teams jedoch äußerst kritisch. Jo Piels ging daher nicht mehr an den Start der letzten Etappe. Wir wünschen Gijs und seiner Familie, sowie seinen Freunden und dem gesamten Team auf diesem Weg alles erdenklich Gute und hoffen auf baldige Genesung.

 

Komplettes Ergebnis

http://www.procyclingstats.com/race.php?id=164435&c=4